Im ersten Restaurant nahe des Trails geht es lebhaft zu und her. Die 30 Leute, die am 24.4. gestartet sind, begegnen sich immer wieder. Bereits haben sich Gruppen gebildet. Gestern habe ich in der Nähe einer Gruppe gezeltet, die Kevan, 57, später als “snowboard community“ bezeichnete. Sie haben den Abend damit verbracht, das Thema Toilettengang oder treffender “ how to shit in the woods“ humorvoll und mit entsprechender Lautstärke zu erörtern. Ein widerkehrendes Thema, wie es scheint. Das sind allesamt ganz nette Kerle, bis auf einen, den Schultertätschler. Am ersten Tag schon hat er mich im Vorbeigehen mit gönnerhaftem Tonfall für mein Vorankommen gelobt. Am zweiten Tag dasselbe, plus Schulterklopfen. In diesem Tonfall sollte man nicht mal die eigene Grossmutter, die eben zwei Stockwerke ohne fremde Hilfe erklommen hat, loben.
Kurz vor dem Restaurant habe ich eine Wanderin getroffen, mit roten Lippen und schneeweißen, überlangen Fingernägeln. Sie erklärte mir, dass sie es geniesse, nichts darstellen zu müssen, um danach nahtlos über ihre Körperausscheidungen und ihren Interpretationen dazu, überzugehen. Das Thema scheint mich zu begleiten.
Im Restaurant erklärte sie mir ungefragt, dass sie fortan mit mir wandern möchte. Mit ihrer aufgeregten Art erinnnert sie mich an eine hypochondrische Ausgabe von Morello aus der Netflix Serie OITNB. Als sie mich mitten im Gespräch fragte, wann wir aufbrechen und wie viel Wasser wir brauchen würden, wurde es mir ein bisschen “gschmuech“. Just, als “wir“ aufbrechen wollten traf Francoise ein. Morello schloss sich kurz entschlossen jemand anderem an und machte sich auf Richtung Kanada.
Francoise, Basel (blog sommersprosse goes west) hatte ich vorgängig mehrfach in der Schweiz getroffen. Sie ist wie ich ein Tag früher aufgebrochen. Sie will ein paar Stunden pausieren und eine Antibiotische Creme für ihren entzündeten Zehennagel auftreiben. Sie hätte eine solche mitgebracht, aber ihre Trailangel hätten ihren Rucksack durchgesehen und alles Überflüssige aussortiert, u.a. eben genannte Salbe, um den Rucksack möglichst leicht zu halten. Diese
Gepäckkontrollen scheinen verbreitet zu sein. Ich würde eine solche nicht bestehen, ich habe einige kleine Geschenke mit dabei (Fusscreme, Glücksbringer, getr.Mango) ganz zu Schweigen von meinem Miniholzöfeli mit integriertem Fonduerechaud (Schlechtwettervariante), auf das ich so furchtbar stolz bin.
Soviel zum Thema Sozialleben auf dem Weg nach Norden
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