Da hat er sich aber mächtig getäuscht, der Patrick, seines Zeichens zur Kategorie Sportler gehörend. Er hätte sich die Strecke Walker- Kennedy Meadows angeschaut, die verlaufe grösstenteils flach, weshalb er die 50 Meilen an einem Tag zu laufen gedenke. Tatsächlich sind es Bergetappen mit drei mächtigen Steigungen, bevor es die letzten Meilen abwärts bzw. flach verläuft.
Ich wage gar nicht an Morello zu denken, die das mitgehört hat und wohl wieder ihre Weinkrämpfe haben wird. Sie und Teddybär sind nach Lake Isabella gefahren, sie will ihren Geburtstag in der Stadt feiern. Vor ein paar Tagen hatte sie mich beim Lichterlöschen mit der Frage überrascht, ob ich ein Zweierzelt hätte, was ich entsetzt verneinte. Morello spart sich seither die Arbeit, ihr Zelt aufzustellen und schläft in Teddybär' s Zelt. Da lagen sie dann, wie in einer Konservenbüchse, “Köpfli a Köpfli“, mit entschieden unterschiedlichen Vorstellungen darüber, wie sie ihre Beziehung gestalten wollen. Arbeit gespart und sich Anderes eingehandelt.
Auf dem Walkerpass treffe ich beim Campingplatz auf eine Gruppe, die Dalton zu den Partygängern zählen würde. Strange Bird und Detour (wg. freiwilliger u. unfreiwilliger Umwegen) haben Bier und biologisch-organisches Marihuana aus der Stadt mitgebracht. Joints sieht man selten, das Kraut wird meist in kunstvollen Pfeifen geraucht. Namensgebend für Strange Bird sind die Stofffetzen die er an seine Hemdärmel genäht hat. Er müsse jeweils- sehr zum Erstaunen seiner Umgebung- sein Hemd ausziehen, wenn er mal müsse. Strange Bird ist sehr ausführlich, wir einigen uns darauf, dass man sich seine Flügel weder stutzen noch beschmutzen sollte.
Er geht über zu einem weitaus interessanteren Thema; er sei überzeugt, dass der Trail ihm das gebe, was er brauche. “The trail provides“ Ich teile seine Meinung, obwohl diese schwierig in Worte zu fassen ist. Ich meine, dass man unterwegs durchlässiger wird und sich Zufälle ergeben, die vermutlich keine sind.
Strange Bird und Detour haben ihren eigenen Rhythmus, sie laufen oft nachts, um weniger Wasser tragen zu müssen. Ich treffe sie am folgenden Tag (MI), sie haben Feuer gemacht und Detour offeriert einer seiner tollen Filterkaffees, die man in die Tasse hängen kann. Die Kafffeerunde löst sich auf, als es zu regnen beginnt. Strange Bird steckt seine Kleider, die einzigen, die er dabei hat, in den Rucksack und läuft nur in Unterhosen bekleidet, los. Mal ein Trailname, der passt.
Hoch geht's, über den Berg. Wüstenpflanzen und Kiefernwald lösen sich ab. Viele davon sind krank, “pine beetle“, ich vermute damit ist der Borkenkäfer gemeint.
Kurz vor KM wird die Landschaft flach, weiter Himmel, Felsformationen, vertrocknete Baumskulpturen und endlich wieder mal ein Fluss, der den Namen verdient. Das Stadtfieber hat mich erfasst, ich will heute in diesen kleinen, aber bedeutungsvollen Ort einlaufen. KM ist selten auf Karten vermerkt, liegt etwa auf der Höhe von Indian Wells, wo unser aller Rodscher jeweils spielt. Wanderer, die am Aufbrechen sind, kommen mir entgegen, gratulieren. Mega Man, der für 30 Meilen trainierte, dies aber fallen ließ, weil er viel zu gesellig ist, um sich nur auf seinen Plan zu konzentrieren. Sein Kollege Jimmy ist auch da, kaum wieder zuerkennen frisch geduscht und mit sauberen Kleidern. Detour macht eine Riesenshow mitten auf der Strasse und drückt mir ein Bier in die Hand. Ich war aufgewühlt und gerührt, als ich die Veranda des General Store erreichte.
PS Der General Store u Grumpy Bear haben Wifi, wenn auch eine schlechte Verbindung. Bin nicht sicher, ob ich Fotos durchkriege. Sendepause also hinaus gezögert werde frühstens morgen Abend aufbrechen.
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