Der Weg vom Cajon Pass in die San Gabriel Mountains war eintönig. Er führte durch abgebrannte Flächen, wo noch kein Grün nachgewachsen war. Einzig die Yuccapflanzen leuchteten in ihrem zarten Gelb aus dem Grau-Schwarz heraus. Die Aussicht war umso eindrücklicher: auf den riesigen zurückliegenden Pass, auf die bewohnte Ebene westlich davon.
Ich traf den ganzen Nachmittag keine Menschenseele. Die meisten wollten ausgiebig Zeit im McDonald verbringen. Ich war die erste, die dort eintraf und blieb etwa zwei Stunden. Alle paar Minuten stiessen neue Leute dazu. Als ich ging, sassen da bestimmt 25 Hiker, die allesamt vom Frühstück zum Mittagessen übergegangen waren.
An der Türe traf ich Don, der leicht säuerlich wirkte. Es ist mir unbegreiflich, warum dieser bisher äusserst zuvorkommende Mann auf einmal eine solche Konkurrenzhaltung hatte aufbauen können.
Das Wetter beim Aufstieg kam mir bekannt vor: es blies ein heftiger Wind von der Küste heran. Es schien, als ob der Wind versuchen würde, die Wolken über die westliche Bergkette ins Landesinnere zu treiben. Ein prächtiges Schauspiel, das schon am Gorgonio Pass aufgetreten war. Dort hatten es die Wolken nicht geschafft. In den San Gabriel Mountains hingegen sorgten sie für einen eigentlichen Wintereinbruch.
Ich übernachtete auf knapp 2000 m Höhe. Und ausnahmsweise hatte ich ein ziemliches Gelage. Heiko, der sich im voraus 140 Trekking- Gourmet- Mahlzeiten in 28 Packeten auf die Etappenorte hatte zuschicken lassen, mochte nicht mehr nach. (“ Du wirst der Einzige sein, der nicht abnehmen wird“, habe seine Partnerin gesagt) “Spicy chicken over peanut sauce“ hatte er mir vermacht und dazu gab es ein Bier, das wie von einem Trailangel hingelegt, brandneu am Wege lag. Ich fühlte mich gewappnet.
Gegen morgen um 4:00 begann es leicht zu schneien. Was wie ein Spuk begann, sollte den ganzen Tag anhalten. Eisheilige in Kalifornien, die kalte Sofie, die ist bestimmt schuld.
Die französische Sofie hingegen, die wir schon vermisst glaubten, traf völlig abgehetzt bei McDonald ein. ( Das ist nicht ganz chronologisch, aber der Übergang zu reizvoll, um auszulassen) Das Wandertempo scheint derzeit durch die resolute Tree bestimmt zu werden. Der Rhythmus ist für viele, die zu zweit oder in Gruppen laufen, eine ziemliche Herausforderung. Auch das Rudel hat sich nach wenigen Tagen aufgelöst; zu unterschiedlich die Vorstellungen. Viele haben konkrete Pläne, wieviel sie täglich laufen wollen: 12, 20, 25 Meilen, wissen im voraus, wo sie übernachten werden.
Ich habe lasse mich treiben, möchte mich aber was die tägliche Strecke betrifft, etwas zurücknehmen. Seit heute Montag betrete ich Neuland. Ich war noch nie länger als 3 Wochen fernwandern und habe Respekt davor, was die Beanspruchung auslösen könnte. Ich bin eingelaufen, habe keinerlei Beschwerden und ich laufe wie in Trance. “Högerli uf, Högerli ab.....“ Gleichwohl möchte ich mich nicht verausgaben, nichts überreizen.
Heute bin ich mit dem festen Entschluss, nach der Winterwanderung in Wrightwood zu übernachten, in die Ortschaft gestopt. Äusserst freundliche, hilfsbereite Menschen. Gleichwohl: nichts zu machen. Die PCT Hiker haben den Ort wetterbedingt überschwemmt. Die Betten sind besetzt oder zu teuer. Jetzt sitze ich beim Visitor Center zwar im Trockenen, aber vor geschlossener Tür. Die haben nicht mit mir gerechnet und bei dem Sauwetter vorzeitig geschlossen. Dann halt zurück auf den Trail. Bin gespannt, wie' s weiter geht. Vielleicht ist es einer jener Situationen, wo ich mir in ein paar Stunden die Haare raufen und mich fragen werde, warum ich die 150$ für ein Zimmer nicht hingeblättert habe. Krämerseele!?
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