Samstag, 27. Mai 2017

Tehachipi Pass- Walkerpass TM 662, 30.5.17

Die Windfarmen verschwinden langsam aus dem Blickfeld, das Tuten der Güterzüge und der Verkehrslärm der Interstate begleiten mich noch eine Weile.
Dalton, Trailangel aus Tehachipi, hat uns zum PCT zurückgefahren. Er weist darauf hin, dass Cheryl Strayed (“Wild“) ihre PCT- Wanderung hier begonnen hat. Sie habe von den Drogen los kommen wollen, was auf den ersten 500 Meilen schwierig sei. Es seien viele “Partygänger“ unterwegs, die sich von Party zu Party, sprich von Ort zu Ort schleppen würden. Auf diesem Teil des PCT's seien Drogen leicht zugänglich. Die “Partygänger“ würden von nun an weniger, da die Distanzen zur nächsten Ortschaft länger und der Weg beschwerlicher würde. Dalton definiert zwei weitere Kategorien Hiker: die Sportler, welche einem genauen Plan folgen und den Trail als sportliche Herausforderung sehen. Als dritte Gruppe nennt er die gewöhnlichen Wanderer, die ihm am liebsten sind, weil sie entspannter unterwegs seien.

Nach wenigen Meilen treffe ich auf Scott und Zahar. Scott hat eben seine PCT Wanderung angefangen und schleppt wie Cheryl, ein Monster von einem Rucksack, um die 35 Kilo bergwärts. Scott, in tadellosem Wüsten-Safari-Look eingekleidet, ist ein kräftiger Kerl, es ist ihm gleichwohl schon klar geworden, dass es so nicht geht. Zahar hat seinen Rucksack ausgepackt, um ihm zu zeigen, was er dabei hat. Das letzte, was ich von Scott gehört habe, ist, dass er einen Freund angerufen hat. Ob dieser das überflüssige Gepäck abholt oder ob er aufgegeben hat, ist mir nicht bekannt.

Ich habe nun den letzten Abschnitt Richtung Kennedy Meadows unter die Füsse genommen. Das ist irgendwie aufregend, die Sierra, mit all' den offenen Fragen, liegt nur noch wenige Tage entfernt. Noch ist davon nichts zu spüren; die Wüste zeigt nochmals ihre ganze Palette: mal ist der Bepflanzung ganz spärlich: Blumen und Blümchen, die sich irgendwie erhalten und alles geben, was an Farbe und Blütenblätter in ihnen steckt. Dann wiederum dichter Chaparrall und Joshua Bäume. Die sollen ihren Namen von den Mormonen erhalten haben, weil sie ihnen den Weg nach Westen gewiesen haben sollen. Die Bäume, die ich gesehen habe, zeigen in alle möglichen Himmelsrichtungen. Scheinen eher dafür zu stehen, dass alle Wege nach Rom führen, früher oder später.

Zwischendurch verläuft der Weg durch lose Kiefernwälder,  es riecht wunderbar nach sonnenbeschienen Tannennadeln.
Der Abschluss der Wüstenetappe ist sogleich die trockenste Strecke des PCT. Es drohen 42 Meilen (67km) ohne Wasserquelle direkt am Weg. Umwege machen, vermeidet man, wann immer möglich. Ich tanke etwas mehr Wasser als üblich und hoffe auf die Wasserdepots, welche Freiwillige unterhalten. Ich habe Glück, die Strategie, von der abgeraten wird, geht auf. Es wird schliesslich halb so wild: beide Wasserdepots sind aufgefüllt, eine grosse Erleichterung für uns und für mich. Die letzten Meilen vor dem erhofften Depot wurde mir etwas mulmig. Ich hätte mich in eine schwierige Situation gebracht. Damit hat sich die längste wasserlose Strecke auf 16 Meilen (25 km) reduziert, das hatten wir schon mehrfach. Es war allerdings eine anstrengende, heisse Strecke, z. T. auf weichem, sandigen Boden, der mir zusetzte, bei Temperaturen um die 35°. Am zweiten Wasserdepot wurde ich sogar mit eisgekühltem Bier empfangen. Jim, 74, hat seine Tochter auf den PCT zurückgefahren und bei dieser Gelegenheit seine riesige Kühlbox auf seinen Pick Up Truck geladen, und mit Mineral, Bier und Eis gefüllt.

Morello war auch da. Sie und Teddybär laufen meist vor mir. Sie hat früher Marathon- und 100km- Läufe absolviert und ist stark auf ebenen und abfallenden Strecken. Für Steigungen hat sie noch kein Mittel gefunden, da spielen sich weiterhin Dramen ab. Morello, wohl aus einer Mischung aus sportlichem Ehrgeiz, Temperament und Unbeirrbarkeit geht Vollgas in die Steigungen und bricht regelmässig ein. Teddybär ist in der Zwischenzeit krisenerprobt.

KENNEDY MEADOWS
Soweit ich weiss, ist dort kein Empfang (je nach Variante, die ich wählen werde, könnte es zu einem 2-3 wöchigen Unterbruch des Blog kommen) deshalb ein paar  Vorabgedanken. Über' s Buschtelefon laufen alle möglichen Informationen : unmöglich, die Sierra vor Mitte Juli zu durchqueren, besser jetzt gleich los gehen, wo die volle Schneeschmelze noch nicht eingesetzt hat. Es seien schon Hiker durchgekommen und das Gegenteil wird auch portiert. Ich gehe davon aus, dass man Forester - und Kearsage Pass überqueren kann. Die Quelle hat sich verlässlich angehört. Das heisst, dass man dann einen Eindruck davon bekommt, wie es dort oben ausschaut  und wie anstrengend das Vorwärtskommen sein wird. Ich neige derzeit zu dieser Variante. In KM werde sich Gruppen bilden, man wird gemeinsam aufbrechen.
Ich habe mir einige Ausrüstungsgegenstände (Eispickel, Leichtsteigeisen) voraus geschickt, dazu ist in der Sierra Bärenkanisterpflicht, der in KM noch dazu kommt....ich hoffe auf eine tragende Schneedecke, der Rucksack wird schwer werden.

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