Freitag, 19. Mai 2017

Mount Baden Powell- Los Angeles NF, Acton TM 444

Ich bin wieder einige Klimazonen 'rauf und 'runter gewandert und einige Millimeter auf der Landkarte vorgerückt.
Ich habe das trostlos verlassene und tropfende Besucherzentrum bei Wrightwood verlassen und mich wieder auf den Weg gemacht. Das Wetter besserte sich stündlich, die Nebelschwaden lichteten sich, die Abendsonne drang durch, ich brauchte nicht mit mir zu hadern wegen des gesparten Hotelzimmers. Auf eine kalte Nacht folgte ein klarer, sonniger Tag. Gute Bedingungen, um auf den zu Ehren des Begründers der Pfadfinderbewegung benannten Berges, Mt. Baden- Powell zu steigen. Die Aussicht oben war ebenso lohnenswert wie die windgeformten Limber Kiefern, die ältesten sollen bis zu 2000 Jahre alt sein. Der Abstieg erfolgte über einen langgezogenen Bergrücken oberhalb der unteren Baumgrenze. Für einmal wurde der PCT seinem Namen gerecht.
Nach den Bergetappen wurde der Weg wieder flach. Unabgesprochen bildete sich eine Gruppe von sieben Hikern und ab ging s wie die Feuerwehr. Wir brausten im Höllentempo durch das flache Teil, eine zumindest imaginäre Staubwolke hinter uns her ziehend. Es machte richtig Spass. Der Körper ist eingelaufen, das Fett schmilzt dahin und die Laufmuskeln ausgebildet. Die erste Wasserquelle habe ich zum Anlass genommen, auszusteigen.

Es ist windstill. Der Wind hatte die letzten Tage am Zelt gerüttelt, mich beinahe vom Trail gepustet und vor allen Dingen meinen Kocher in Frage gestellt. Ich habe einige warme Mahlzeiten ausgelassen, weil es in dieser trockenen Gegend bei Starkwinden zu riskant gewesen wäre, damit zu kochen. Das Fonduerechaud, für solche Fälle gedacht, hat den Test nicht bestanden. Ich wusste, dass es langsam war, aber doch nicht ewig. An einem dieser kaffeelosen Morgen hatte ich schweren Herzens beschlossen, mein Holzkocherli zu ersetzen. Gourmet- Heiko hatte mir seinen MSR Kocher mit Name Pocket Rocket vorgeführt, das hat den Entscheid erleichtert.

Es ist windstill. Vorbei die ketzerischen Gedanken über mein Holzkocherli. Ich widerrufe hiermit meine gestrige Entscheidung. Es ist einfach zu schön, vor dem kleinen Feuerchen zu sitzen. Ich mag die Athmosphäre, die es verbreitet. Es macht nichts, dass es länger dauert. Wann immer ich koche, habe ich Zeit, will mich ausbreiten in dieser Zwischenzeit, vor oder nach der Aktivität. Das lässt sich nicht durch ein High- Tech-Gerät ersetzen.
Es gibt Wanderer, die sind zur Gewichtsoptimierung ohne Kocher unterwegs. Sie weichen ihre Mahlzeiten lange genug in Wasser ein und sind damit zufrieden. Unvorstellbar für mich. Ganz zu schweigen vom herzerwärmenden Feuerchen das gerade so gemütlich vor sich hin lodert.

Gourmet- Heiko, ein 20- Meiler, ist mir auch abhanden gekommen. Ich werde ihm vor der Post in Agua Dulce auflauern, wenn er mit seinem zu überschweren Rucksack daher gekeucht kommt. Werde warten, bis er mit seinem überflüssigen Päckli rauskommt und ihm anbieten, seine Last zu erleichtern. Vielleicht werde ich ihm einige seiner Gourmet Menüs abkaufen, wobei, wenn ich es mir so überlege, ist das eine Win- Win- Situation und die sollte man nicht mit finanziellen Überlegungen zerstören.
Ihr seht, das Essen hat nun doch an Bedeutung gewonnen. Sobald ich esse, merke ich, dass ich endlos weiterfuttern könnte.

Was für ein Tag, eben bin ich auf den Campingplatz bei Acton eingelaufen und was höre ich da: “Little Roumänä“. Morello ist ebenso begeistert wie ich, über das unverhoffte Zusammentreffen. Sie hat unsere Gruppe ebenso verloren. Sie verrät mir das Geheimnis ihrer stets roten Lippen, sie sind tätowiert. Das Geheimnis ihrer weissen Fingernägel: ständige, vermutlich obsessive Pflege. Sie hat ihre Anfangsschwierigkeiten überwunden und ist mit ihrem Wanderpartner flott unterwegs. Auf Morello ist Verlass, unsere Wege werden sich wieder kreuzen.

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1 Kommentar:

  1. Hast du eigentlich eine solche, etwa 2000 Jahre alte Limber Kiefer umarmt? Muss sich irgendwie kraftvoll anfühlen....

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