Montag, 8. Mai 2017

Snow Creek- San Gorgonio Wilderness 7.5.17

Am Samstagmorgen hatte ich mein Zelt bei Minustemperaturen abgebaut, nun stellte ich mein Zelt in der Wüste auf. Dazwischen lag ein langer Abstieg, der mir zusetzte. Von oben schien der San Gorgonio Pass nahe. Ich hatte die Neigung der Amis unterschätzt, ihre Wanderwege weit ausholend anzulegen. Der Abstieg zog sich über 15 Meilen hin. Geschätzt eine Meile für einen Höhenmeter. Wie immer, wenn ich etwas Unerfreuliches vor mir habe, wollte ich es möglichst schnell hinter mich bringen. Diese Strategie ging auf diese Länge nicht auf: die Fusssohlen brannten, die Stimmung war im Keller. Schliesslich fiel mir ein, dass ich noch Schockolade zur Krisenintervention bei mir hatte. Und ein paar Gedanken von Thich Nhat Than zum Thema laufen. Schweizer Schockolade und Thich Nhat Than- eine potente Mischung. Es ging mir danach erheblich besser, ich lief einfach, ankommen verlor an Bedeutung.
Unten im Tal stellte ich mein Zelt an der Wasserstelle auf, wie einige andere auch. Kurz nach Sonnenuntergang brach ein Sturm los, der bis um 4:00 dauern sollte. Das Zelt verbog sich in alle Richtungen. Ich erschrak dermassen, dass ich meine verstorbene Mutter um Hilfe anrief und sie bat, die Lüfte zu besänftigen. Das schien nicht in ihren Zuständigkeitsbereich zu gehören, das Treiben ging unvermindert weiter.  Gleichwohl wusste ich danach, dass es schon gut kommen wird. Und tatsächlich, das Zelt und ich überstanden die Nacht unbeschadet, aber leicht sandgestrahlt.
Nichts geschlafen, wegen des Windes keinen Kaffee am Morgen, Sandststapfen in endlosen Schlaufen Richtung Unterführung der Interstate 10 und der Bahn; es wollte keine Sonntagslaune aufkommen.
Nun, meine Welt ist eine einfache: gegen alle Übel gibt es nur ein Rezept: laufen.
Schlechte Laune?
LAUFEN!
Das hat seine Wirkung getan. Ein paar Stunden später sitze ich frohgemut* am Whitewater Creek, habe mich gewaschen und meine ganze Küche ausgebreitet. Auch wenn es gegen jegliche Ultra- Leicht- Regel verstösst: ich wollte unbedingt mal Bannock- Brot backen. Just in der klebrigsten Phase der Teigherstellung, tauchten zwei Hiker auf, sahen mich verwundert an, bewahrten Haltung und fragten nach der besten Stelle, um den Fluss zu überqueren.
Zur Sauberkeit unterwegs. Der Geruch und der Schmutz der Langdistanzwanderer anhaftet, wird in jedem Erlebnisbericht erwähnt. Die Mischung von Sand, Staub, Schweiss und Sonnencreme hinterlassen tatsächlich schnell ihre Spuren auf Haut und Kleidung. Ich halte es wie immer auf meinen Wanderungen: wann immer möglich wasche ich mich täglich, wo kein Wasser vorhanden ist, wird mit Feuchttüchern abgestaubt. Ich möchte verhindern, dass mein Gegenüber diskret die Fenster öffnet oder die Nase rümpft. Das würde ich sehr persönlich nehmen.
PS Hatte die letzten Tage kaum Internetverbindung und einige Probleme mit dem Tablet, deshalb kriegt Ihr einen veralteten Bericht. Hätte Euch zu gerne “ e scheene Sonntig“ gewünscht.
* Ein veralteter Ausdruck, der für mich zum Schulaufsatzrepertoire gehört, den ich ab und zu genüsslich verwende. So wie “ frisch gestärkt machten wir uns auf“ ....Je länger ich mich im fremdsprachigen Raum befinde, desto häufiger und genüsslicher verwende ich Dialektausdrücke. Pech für die, welche des Hinterländerdialektes nicht mächtig sind. Aber die werden sich ja wohl zu helfen wissen.

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