Montag, 22. Mai 2017

Lake Hughes, 22.5.17/ Jahresgedächtnis

Ich denke oft an meine Mutter. Ich meinte, ihre Anwesenheit förmlich zu spüren, als ich mich bei Saufley's an die Nähmaschine zu setzen wagte, um meine Hose zu flicken. Wenn Mutter noch leben würde, sie hätte diesen seltenen Anblick ausgekostet. Sie hätte wohl über ihre in jungen Jahren erworbenen Nähkentnisse referiert und einen Bogen zu den mangelhaften handarbeiterischen Fähigkeiten meiner Generation im allgemeinen und meiner im besonderen geschlagen und sich damit bestens unterhalten.
Unsere Beziehung war über die Jahre zu einer unbelasteten und heiteren gewachsen. Ihre zunehmende Abhängigkeit von fremder Hilfe, hat diese Leichtigkeit und Klarheit nicht beeinträchtigt
, eher zu stärken vermocht.
Morgen jährt sich ihr Todestag. Erinnerungen an ihre letzten Wochen tauchen auf. Die emotionale Achterbahn der letzten Tage und Nächte in ihrem Leben. Die Intensität des bewussten Abschiedes. Manche Dinge hätte ich mir anders gewünscht und haben einen dunklen Nachklang. Ich erinnere mich an meine erste Zenlehrerin, Pia Gyger Roshi. Die sagte ihren hadernden Schülerinnen jeweils: “Bedenke, Gott ist grösser als dein Herz“.

Wir hatten davon gesprochen, meine Mutter und ich, dass ich mir vor dem offiziellen Pensionierung eine Auszeit nehmen werde. Sie wusste auch, dass ich auf sie Rücksicht nehmen würde.
Und jetzt gedenke ich ihrer auf dem PCT und verneige mich vor den Fügungen.

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