Dienstag, 2. Mai 2017

Unterwegs nach Idyllwild

Siebzig Zelte standen am Sonntagabend unter der grossen Eiche in Warner Springs. Am Agua Caliente Creek, wo ich übernachtete, ging es ruhiger zu und her. Nach und nach traf die Ü- 55  Fraktion ein. Vier Zelte standen bei Sonnenuntergang am Bach.
Der Massenauflauf in W.S hatte mit der Post zu tun. Die meisten warteten darauf, am Montag ihr Versorgungspaket abholen zu können. Andere wiederum pausieren, weil sie ihre Füsse pflegen müssen. Es ist unglaublich, was man da sieht. Grosse, blutige Blasen an den Füssen und sogar Blasen an den Schultern soll es geben. Es scheint, als ob einige noch nie einen Rucksack getragen, noch nie gewandert sind. Der PCT ist bis jetzt nicht anspruchsvoll zu gehen: ein sanftes Auf und Runter durch Trockenland. Er ist von daher für AnfängerInnen zu bewältigen, man wünschte ihnen, dass sie weniger schmerzhaftes Lehrgeld zahlen müssten. Ich selber habe eine empfindliche Stelle am rechten Fuss, und,- Überraschung-: eine Druckstelle am rechten Ohr. Schuld daran ist die korrigierte Sonnenbrille, die ich nicht gewohnt bin, ständig zu tragen.
Die trug ich auch, als ich endlich mal eine richtige Begegnung mit einer Klapperschlange hatte, nicht nur das flüchtende Hinterteil. Sie musterte mich, ich sie und dann gab sie den Weg frei, ohne mich anzuklappern. Das hatte Stil und mildert meine leichte Hysterie den Schlangen gegenüber.

Beim Wasserfiltern am Tule Canyon Creek,  136 Meilen, hat mir jemand gesagt, dass das Paradise Cafe, 153 m, entgegen anders lautender Informationen heute bis 15.00 geöffnet hätte. Es war 9.30, wenn ich mächtig aushole, würde ich es gerade noch schaffen. Gegen 13.00, ich war im Plan, begann ich schon bei leichten Steigungen zu keuchen wie Morello, als ich ihr das erste Mal begegnete. Man geht anders, wenn man ein bestimmtes Ziel hat, “ Greng abe o loufe“ und nimmt nicht mehr viel von der Umgebung und die eigenen Warnzeichen wahr. Ich würde dort völlig ausgepumpt ankommen, der Wirt würde sein Cafe schliessen und ich würde “fox devil 's wild“ deswegen. Auf ihn selbstverständlich.
Gerade rechtzeitig tauchte eine kleine Picknickstelle namens “Walden“ auf. Da ging ich erst vorbei und nach intensivem Selbstgespräch ging ich zurück. Nun sitze ich - Thoreaus 200. Geburtsjahr sei Dank- auf einem Stuhl im Schatten eines Manzanita Strauches und wundere mich über meine Gedankensprünge.

PS Bitte keine Päckli schicken. Es gibt die ersten 1000km genügend Einkaufsmöglichkeiten. Und zudem sind die Hikerboxen übervoll. Einige scheinen sich völlig überschätzt zu haben und was man nicht mit tragen will, landet in der HB.

1 Kommentar:

  1. Köstlicher Humor. Bei der Schilderung der Begegnung mit der Klapperschlange hilft alles nix. Da MUSS man einfach schmunzeln ;-).

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